Sprachliche Bildung im digitalen Wandel: Ein Blick zurück nach vorn in der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften

Gut 300 Personen aus der Bildungspraxis, darunter Lehrkräfte aus Primar- und Sekundarstufe, Berufsschulen sowie Herkunftssprachenlehrkräfte, Fortbildnerinnen und Fortbildner sowie Personen aus der Bildungsverwaltung haben meine Vorträge und Workshops im Jahr 2021 besucht. In diesem Jahr ging es nicht mehr vordergründig darum ad hoc Ideen für eine Umsetzung auf Distanz zu vermitteln, wie noch im Jahr 2020, sondern die Potentiale digitaler Medien und Tools für den sprachbildenden Präsenzunterricht zu eruieren.

Gut 300 Personen aus der Bildungspraxis, darunter Lehrkräfte aus Primar- und Sekundarstufe, Berufsschulen sowie Herkunftssprachenlehrkräfte, Fortbildnerinnen und Fortbildner sowie Personen aus der Bildungsverwaltung haben meine Vorträge und Workshops im Jahr 2021 besucht. In diesem Jahr ging es nicht mehr vordergründig darum ad hoc Ideen für eine Umsetzung auf Distanz zu vermitteln, wie noch im Jahr 2020, sondern die Potentiale digitaler Medien und Tools für den sprachbildenden Präsenzunterricht zu eruieren. In insgesamt neun Workshops (u. a. für verschiedene Kommunale Integrationszentren in NRW, die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Berlin und im Rahmen der BiSS Jahrestagung) habe ich Möglichkeiten aufgezeigt, wie digitale Medien und Tools genutzt werden können, um mündliche, schriftliche und digitalisierungsbezogene sprachliche Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern auszubauen sowie mehrsprachige Ressourcen zu nutzen. Zudem habe ich Vorträge auf verschiedenen Konferenzen gehalten, auf denen Akteur:innen aus Wissenschaft, Bildungspraxis und Bildungspolitik zusammenkommen (Bildungsforschungstagung und EdTechResearch Forum des BMBF, Jahrestagung des Mercator-Institut, KonfBD21 des Forum Bildung Digitalisierung und Konferenz Zukunft Bildungschancen des ZfL Köln).

Ich möchte im Folgenden meine Erfahrungen und Eindrücke aus dem Jahr 2021 kurz rekapitulieren und einige Ideen für 2022 ableiten.

1. Digitale Ausstattung und Infrastruktur: Hier liegt mein Eindruck ganz nah an dem, was die Ergebnisse der Folgebefragungen des deutschen Schulbarometers spezial bescheinigen: Es wird besser, aber es reicht bei weitem noch nicht aus, um Lehr-Lernprozesse unter den Bedingungen der Digitalität flächendeckend umzusetzen. Während einige Lehrkräfte bereits (bzw. erst jetzt) auf eigenen Dienstgeräten in den Workshops arbeiten können, greifen andere auf private Laptops oder gar das Tablet der eigenen Kinder zurück. In Schulen ist es zum Teil anhängig davon, in welchen Räumen unterrichtet wird, ob auf das Schul-WLAN zugegriffen werden kann (wenn eines vorhanden ist). Manchmal ist die Netzabdeckung aber auch so schlecht, dass nicht einmal mobile Daten des eigenen Mobilfunkanbieters ausreichen (so auch unsere Erfahrung im Forschungsprojekt EdToolS). Noch immer haben zu viele Schülerinnen und Schüler keinen oder nur einen eingeschränkten oder unpassenden (z. B. nur ein Smartphone) Zugang zu digitalen Endgeräten zu Hause.

2. Digitalisierungsbezogene Kompetenzen von Lehrkräften sind weiterhin ausbaufähig: Viele Lehrkräfte waren 2021 besser vorbereitet, kannten und nutzen deutlich mehr Tools als noch 2020 und hatten durch die eigenen Erfahrungen auch ein größeres Verständnis hinsichtlich des didaktisch-methodischen Einsatzes digitaler Medien und Tools im eigenen Unterricht. Weiterhin werden aber digitale Tools für kollaborative und kooperative Lernprozesse (zu) wenig genutzt. Auch das bestätigen die Ergebnisse der Folgebefragungen des Schulbarometers. Mein Eindruck ist außerdem, dass mit Blick auf digitalisierungsbezogene Kompetenzen der Abstand zwischen den Teilnehmenden innerhalb der Workshops 2021 größer geworden ist. Dies zeigte sich z. B. darin, dass während einige Teilnehmende noch damit beschäftigt waren einen neu geöffneten Tab auf dem eigenen Gerät zu finden, andere Teilnehmende bereits dabei waren z. B. eine Übung mit einem Lückentextgenerator auf Learningapps.org zu erstellen. Dies war zum Teil für beide Teilnehmendenpole frustrierend und stellte die Organisation der Workshops vor eine größere Herausforderung, als z. B. unterschiedliche Schulformen zu berücksichtigen.

3. Wenige Tools sind manchmal mehr: Die Erfahrung aus einzelnen Workshops (z. B. für das KI Kreis Höxter), in denen ich das Angebot auf einige wenige Tools reduziert hatte, zeigt, dass die vertiefte Auseinandersetzung für Lehrkräfte mit geringen und moderaten Vorkenntnissen zielführend sein kann. Ebenso wurden eingesetzte Übungen für Anfänger:innen und Fortgeschrittene von den Teilnehmenden als sehr positiv erachtet (z. B. im Rahmen des Workshops für das Weiterbildungsstudium der Universität Paderborn oder der BiSS Jahrestagung).

4. Mehr Zeit einräumen und Vernetzung initiieren: Es hat sich nachdrücklich gezeigt, dass Workshopformate (auch aus Sicht der Leitenden) dann gut funktionieren, wenn ausreichend Raum zum Ausprobieren und zum Austausch untereinander vorhanden ist. Dasselbe kann ich aus meinen Lehrveranstaltungen für Lehramtsstudierende an der Universität zu Köln berichten (vgl. Woerfel & Wiesmann 2020). In einigen Workshops wurde der Wunsch nach einer Fortsetzung des Workshops nach einer Reflexions- und Praxisphase im eigenen Unterricht rückgemeldet. Auch hier sehe ich noch viel Ausbaupotential v.a. mit Blick auf Vernetzung (z. B. über Barcamps) und schulinterne Weiterbildung, die unter Lehrpersonen im internationalen Vergleich in Deutschland noch zu wenig unterstützt bzw. gefördert wird (vgl. Ikeda 2020).

5. Der Datenschutz hat uns wieder eingeholt: Während 2020 noch vielerorts ein Auge zugedrückt wurde (so zumindest war mein Eindruck), wurde 2021 der Datenschutz wieder ernster genommen. Dies begegnete mir in vielen Workshop jedoch mit einer großen Frustration: Lehrkräfte hatten sich in ein Tool eingearbeitet, die Schulen dafür Lizenzen gekauft und nun durfte man diese doch nicht mehr benutzen (z. B. Padlet). Laut war der Ruf nach „Positivlisten“, die inzwischen auch in den Koalitionsvertrag (S. 96) der neuen Bundesregierung aufgenommen wurden. Hier sind aus meiner Sicht aber auch Lichtblicke hervorgegangen: Anbietende, die aus dem Anspruch heraus auf den Bildungsmarkt gekommen sind, ein mit Blick auf den Datenschutz für Schulen und Lehrkräfte unbedenkliches Tool bereitzustellen. TaskCards – die deutsche DSGVO-konforme Alternative zu Padlet des Anbieters dSign Systems wurde 2021 (zurecht) begeistert von der #Twitterlehrerzimmer Community hofiert und hatte auch in meinen Workshops einen festen Platz; im Auftrag des Bildungs- und Integrationszentrum Kreis Paderborn ist z. B. eine digitale Pinnwand mit DSGVO konformen Tools für die sprachliche Bildung entstanden. Die Tools von kits – kompetent in Technik und Sprache des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) sind ebenfalls ein weiterer vielversprechender Beitrag. Meine Erfahrungen zum datenschutzkonformen Einsatz Digitaler Medien und Tools im sprachbildenden Unterricht habe ich in einen Beitrag für die Zeitschrift SchulVerwaltung NRW (Ausgabe 11/2021) einfließen lassen.

Blick nach vorne: Letztendlich zeigt der im Dezember veröffentlichte Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung sowie die Ergänzung zur Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ mit Nachdruck, dass die Digitalisierung im Bildungsbereich und in diesem Zusammenhang die Professionalisierung von Lehrkräften weiterhin großer Bearbeitung bedarf. Für 2022 und die kommenden Jahre müssen Fortbildungsangebote für Lehrkräfte weiter differenziert werden und Impulse aus dem überarbeiteten Strategiepapier der KMK aufgenommen werden. Dies sollte idealerweise in ko-konstruktiven Prozessen gemeinsam von Wissenschaft, Praxis und Verwaltung erfolgen, um individuelle Praxis-Bedürfnisse zu berücksichtigen, forschungsgestützt Inhalte auszuarbeiten und verschiedene Systemlogiken zu berücksichtigen.

Mit Blick auf meine dargestellten Erfahrungen halte ich besonders folgende Punkte aus dem überarbeiteten Strategiepapier der KMK für zielführend, die ich auch in meine Angebote einfließen lassen möchte:

  • (S.8) Das Verständnis für die Nutzung von digitalen Medien und Werkzeugen für alltägliche Lehr-Lernprozesse von Schulbeginn an schärfen und in den Zusammenhang mit den erforderlichen Kompetenzen für ein mündiges und souveränes Handeln in einer Kultur der Digitalität bringen.
  • (S.26) An Schulen neu angeschaffte Hard- und Software unmittelbar zum Anlass von Professionalisierungsmaßnahmen machen (z.B. auf Tablets oder Laptops vorhandene Tools für das forschungsgestützte digitale Schreiben und Überarbeiten von Texten nutzen, vgl. Becker-Mrotzek, Woerfel, & Hachmeister 2020). Dafür werden auch Personen auf Vollzeitstellen benötigt, die diesen Aufgaben als ständige Begleitende an Schulen nachgehen.
  • (S. 27) Individuell zugeschnittene bzw. durch die Lehrkräfte adaptierbare Fortbildungsformate entwickeln und nutzen. Bei der Planung von Fortbildungsformaten, die digitale Lehr-Lernszenarien berücksichtigen, wäre zu überlegen, wie Grundlagen des Bedienens und Anwendens digitaler Medien sicherzustellen sind (z. B. durch Einführungskurse, Selbstlerneinheiten o. ä.). Eine weitere mögliche Lösung kann darin bestehen, zukünftig Workshops nach Vorkenntnissen zu organisieren bzw. mit Tandempaaren zu arbeiten, die auch in den Schulen selber über den Workshop hinaus an Themen weiterarbeiten und sich austauschen.
  • (S. 28) Vorhandene digitale Formate der Lehrerbildung ausbauen und hybride Formate entwickeln, die eine Teilnahme an verschiedenen Orten und von verschiedenen Ebenen ermöglichen.
  • (S. 28) Inner- und außerschulische Vernetzung von Lehrkräften unter Nutzung vorhandener Angebote initiieren. Hier gilt es durch Schulleitungen unterstützt Lerngemeinschaften, Reflexionsgruppen, Hospitationen, Tandems und Peer-Feedback zu initiieren.

Symposiumsbericht zur Jahrestagung des Mercator-Instituts 2020

Symposium „Sinn und Unsinn digitaler Medien in der sprachlichen Bildung“

von Till Woerfel

Das digitale Angebot für die schulische Bildung wächst gegenwärtig mit rasanter Geschwindigkeit. Dabei fragen die beteiligten Akteure aktuell jedoch nicht ausreichend nach Sinn und Unsinn oder – anders ausgedrückt – nach Nutzen und Kosten der digitalen Medien. Eine wissenschaftliche Absicherung auf Grundlage theoretischer Überlegungen oder empirischer Evaluationen ist selten gegeben oder, wenn vorhanden, intransparent.

In ihren Beiträgen präsentierten die Vortragenden des Symposiums Sinn und Unsinn digitaler Medien in der sprachlichen Bildung, das im Rahmen der siebten Jahrestagung des Mercator-Instituts stattgefunden hat, empirische Befunde, Entwicklungsvorhaben sowie theoretische Überlegungen, ob und wie Lehrkräfte digitale Medien für konkrete sprachliche Lehr-/Lernprozesse im Kontext der schulischen Bildung nutzen können. In diesem Zusammenhang haben die Referentinnen, Referenten und Teilnehmenden Herausforderungen und Potenziale unter folgenden Fragestellungen diskutiert, die durch die Digitalisierung für sprachliche Bildung entstehen. 

Wie können Lehrende Lese- und Rechtschreibkompetenzen durch den Einsatz digitaler Medien fördern?

Prof. Dr. Michael Beißwenger (Universität Duisburg-Essen) zeigte in seiner Präsentation, wie Lehrende im Kontext der Gamification mithilfe des wikibasierten Planspiels Ortho & Graf  bei Studierenden sowie Schülerinnen und Schülern Neugier an Rechtschreibfragen und grammatischen Strukturen wecken und deren orthographische Kompetenzen erweitern können. Dem Referenten zufolge haben Schülerinnen und Schüler über den Unterricht hinaus an den Aufgaben gearbeitet und waren motiviert, neues Wissen direkt anzuwenden. Außerdem haben sich – wie wissenschaftliche Erhebungen zeigen – ihre Argumentation zur Orthographie und ihre korrekte Rechtschreibung verbessert. 

Welche Unterschiede lassen sich zwischen analogen und digitalen Lernarrangements feststellen?

Der Einsatz von Wikis bei der Textproduktion stand auch im Vortrag von Juniorprofessorin Dr. Nadine Anskeit (PH Ludwigsburg) im Fokus: Im Rahmen einer empirischen Studie ging sie der Frage nach, wie sich die Textproduktion von Grundschülerinnen und Grundschülern durch den Einsatz von digitalen im Vergleich zu analogen Schreibumgebungen verändert. Die Ergebnisse der Studie: Es gibt einerseits keine Unterschiede bei der Textqualität zwischen Beiträgen, die am Computer mit der Tastatur geschrieben wurden, und handschriftlich verfassten. Andererseits sind Überarbeitungen bei digital verfassten Texten oft tiefgreifender als bei handschriftlich veränderten Texten.

Wie können Lehrende digitale Bildungstechnologien einsetzen, um sprachliches Lernen zu individualisieren?

Große Hoffnung setzen Forschung und Politik zurzeit in die Individualisierung der Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern, die sich auf künstliche Intelligenz stützt. Damit beschäftigte sich Dr. Heike Schaumburg (Humboldt-Universität zu Berlin) in ihrem Vortrag und stellte die Frage, ob personalisiertes Lernen durch digitale Technologien nicht „alter Wein in neuen Schläuchen“ sei. Denn sogenanntes programmiertes Lernen hat es – der Referentin zufolge – bereits in den 1960er Jahren gegeben. Im Vergleich dazu wird das Konzept des personalisierten Lernens heute in der theoretischen Betrachtung didaktisch vielfältiger gedacht und dann auch in der Praxis umgesetzt: Es orientiert sich mehr an den Schülerinnen sowie Schülern und berücksichtigt verstärkt die Rolle, die die Lehrkraft im Lernprozess spielt. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen zudem, dass sich etwa adaptive computerbasierte Lernprogramme, intelligente tutorielle Systeme, informative Rückmeldungen sowie explorative Lernumgebungen (z. B. Game-based learning, Einsatz von E-Books etc.) positiv auf das Lernen auswirken.

Prof. Dr. Wolfgang Lenhard (Universität Würzburg) stellte ein intelligentes tutorielles Systemvor, das im Rahmen des conText-Projektes entwickelt wurde. Mit dem dort eingesetzten Verfahren der semantisch-latenten Analyse lassen sich unmittelbare Rückmeldungen zu Aufgabenlösungen von Schülerinnen und Schülern generieren. Auf dieser Grundlage kann die Lehrkraft schwache Leistungen, z. B. bei Essays, identifizieren und eine zielgenauere Unterstützung anbieten. Die Ergebnisse einer begleitenden Studie über ein Schuljahr zeigen, dass sich Schülerinnen und Schüler dadurch mehr und früher mit der Überarbeitung ihrer Texte beschäftigen, motivierter sind und sich das Leseverständnis durch solche Textrevisionen verbessert. 

Auch im Projekt IDeR Blog, das Michael Gros (Landesinstitut für Pädagogik und Medien Saarland) im Symposium vorstellte, erhalten Schülerinnen und Schüler Rückmeldungen zu Texten, die sie auf der IDeRBlog-Plattform geschrieben haben. Durch die sogenannte learning analytics werden Beiträge, die die Schreibenden über die Plattform eingeben, automatisch auf ihre Rechtschreibung überprüft. Schülerinnen und Schüler erhalten daraufhin eine computergestützte Rückmeldung zu ihren Rechtschreibfehlern. Außerdem bekommen sie Übungen vorgeschlagen, die – je nach Fehlerhäufigkeit und -typ – individualisiert sind. 

Im Anschluss an die Vorträge diskutierten die Teilnehmenden, Referentinnen und Referenten im Plenum über den Sinn und Unsinn digitaler Medien. Dabei konzentrierten sich die Beiträge auf die folgenden drei Aspekte:

Analog vs. digital

Unter den Teilnehmenden des Symposiums bestand weitestgehend Konsens, dass es zum einen unsinnig ist, digitale gegen analoge Medien auszuspielen und zum anderen digitale Angebote nur deshalb zu nutzen, weil die Digitalisierung derzeit allgegenwärtig ist. Ebenso waren sich die Diskutantinnen und Diskutanten einig, dass es keinen Sinn ergibt, Lernprozesse zu stark von den technischen Ressourcen aus zu denken und Face-to-Face-Begegnungen für Verstehensprozesse weiterhin elementar bleiben. In diesem Zusammenhang sollten den Teilnehmenden zufolge digitale Medien eigenverantwortliche, kreative, kritische Lernprozesse sowie Kooperation mit Peers ermöglichen. Perspektivisch bietet der Einsatz von Wikis und Blogs zahlreiche Potenziale, um den Schreibprozess zu entlasten und Anregungen zum kooperativen Schreiben sowie zur Dokumentation von Textproduktionsprozessen zu geben. 

Motivation

Gamification und die damit verbundene Motivation spielt in der Diskussion über die Nutzung digitaler Medien eine zentrale Rolle. Innerhalb des Symposiums sprachen sich die Teilnehmenden dafür aus, dass diese nicht zum Selbstzweck werden darf, weil Lernprozesse mehr sind als Unterhaltung. Bedacht und punktuell eingesetzt können digitale Medien mit motivierendem und spielerischem Charakter helfen, Lernhürden zu überwinden. 

Künstliche Intelligenz und Unterricht

Künstliche Intelligenz unterstützt Lehrkräfte – ohne sie ersetzen zu wollen. Darin bestand im Symposium Einigkeit. Der dargestellte Einsatz intelligenter tutorieller Systeme hat das Potenzial, intensives Arbeiten im Unterricht zu unterstützen und schulisches Lernen zu erleichtern, insbesondere da sich unmittelbares Feedback und direkte Unterstützung im schulischen Alltag oft nicht realisieren lassen. Lehrkräfte werden somit entlastet und haben mehr Ressourcen, um einzelne Schülerinnen und Schüler individuell zu begleiten und zu fördern. 

Digitale Tools als sinnvolle Ergänzung

Zusammenfassend sind die digitalen Bildungstechnologien, die die Referentinnen und Referenten dargestellt haben, eine sinnvolle Bereicherung und Erweiterung des Unterrichtangebots. Sie entwickeln die Lernkultur weiter und können als Ergänzung eine größere Vielfalt an Lernmaterialien (etwa Texte, Videos, Spiele usw.) für sprachliche Lehr-/Lernprozesse ermöglichen. Die kann für eine heterogene Schülerschaft besonders förderlich sein.

Lernen mit digitalen Medien hat immer auch einen technischen Aspekt. Es benötigt eine Lernumgebung und braucht kompetentes Lehrpersonal, das sowohl die technische Nutzung sichern als auch eine didaktische Lernumgebung gestalten kann, in der die Lehrkräfte digitale Medien als einen Baustein eines vielschichtigen und interaktiven Lernprozesses integrieren. Dies ganzheitlich zu implementieren ist eine Aufgabe für Bildungspolitik, Bildungspraxis und Bildungsforschung – und zwar, sowohl in Forschung als auch in der Lehre.